BANGKOK. Die USA sind die größte Volkswirtschaft der Welt und der US-Dollar ist weltweit weit verbreitet, daher haben die Maßnahmen und Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) einen tiefgreifenden Einfluss auf den Baht und auf andere Währungen.
Thailand hat eine relativ kleine, offene Wirtschaft, die stark vom Export von Waren und Dienstleistungen abhängig ist. Daher erzeugen alle Veränderungen in der größten Volkswirtschaft der Welt auch in Thailand entsprechende Wellen.
Die Fed hat in diesem Jahr ihren Leitzins aggressiv angehoben, um die schnell steigende Inflation zu bekämpfen. Sie bewirkte im Juli eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte, als die Inflation im Juni auf ein 40-Jahres Hoch stieg und 9,1 Prozent erreichte.
Da die neuesten Daten auf ein starkes Wachstum neuer Arbeitsplätze im Juli hindeuten, prognostizieren die Märkte eine weitere Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte, wenn die Fed im September zusammentritt, die dritte Erhöhung in Folge in dieser Größenordnung.
Die Zinserhöhungen der Fed haben den US-Dollar gegenüber dem Baht und anderen Währungen stärker gemacht. An einem Punkt im Juli fiel der Baht auf fast 37 zum Dollar, ein 16-Jahres Tief.
Die Bank of Thailand (BOT) sagte, dass die Abschwächung des Baht seit Anfang dieses Jahres durch die Stärkung des Dollars verursacht wurde. Die Abwärtsbewegung des Baht wurde größtenteils durch externe Faktoren verursacht, die auf bis zu 86 Prozent geschätzt werden.
Es wird erwartet, dass die Fed ihren Leitzins bei der nächsten Sitzung erneut erhöht, was wiederum erhebliche Auswirkungen auf andere Währungen, einschließlich des Baht, haben wird.
Ist die BOT hinter der Kurve?
Einige Ökonomen sind besorgt über die langsame Reaktion auf den stärkeren Dollar und den schwächelnden Baht. Sie glauben, dass die BOT jetzt damit beginnen sollte, ihren Leitzins zu erhöhen.
Die Zentralbank hat Signale für eine Zinserhöhung im August gesendet, und zwar schrittweise. Die BOT hat versucht, die Märkte zu beruhigen, indem sie argumentierte, dass der Baht nicht schnell schwächer geworden sei und andere Währungen gegenüber dem Dollar noch stärker abgewertet hätten.
Freiheit der Geldpolitik
Trotz der tiefgreifenden Auswirkungen externer Faktoren auf die Volatilität des Baht hat BOT-Gouverneur Sethaput Suthiwartnarueput versichert, dass die Zentralbank noch genügend Spielraum hat, um ihre Geldpolitik zu steuern.
„Die US-Wirtschaft überhitzt jetzt, während die thailändische Wirtschaft gerade erst begonnen hat, sich von den Folgen von COVID-19 zu erholen, also müssen wir den Leitzins nicht erhöhen, wie es die USA getan haben“, sagte er kürzlich. Er erklärte, während die USA ihre Wirtschaft bremsen, gehe Thailand nur vom Gaspedal.
Kapitalabflüsse
Einige Ökonomen haben angedeutet, dass die wachsende Zinsdifferenz zwischen den USA und Thailand zu Kapitalabflüssen geführt habe.
Sethaput entgegnete, dass es viele Faktoren gebe, die zu Kapitalabflüssen aus Thailand führen könnten. Er wies darauf hin, dass trotz Thailands Leitzins von 0,5 Prozent oder einem Minus von 1,25 Prozentpunkten gegenüber dem US-Zinssatz Anfang dieses Jahres bis zum 18. Juli ausländisches Kapital in den Aktienmarkt floss. Im gleichen Zeitraum floss Kapital aus Indien, Indonesien und China ab, obwohl seine Leitzinsen 3,15 Prozentpunkte bzw. 1,75 Prozentpunkte über dem US-Zinssatz liegen.
Außenstehende wiesen auf die 2,8 Milliarden Dollar hin, die offenbar von der BOT verwendet wurden, um den Baht zu verteidigen, der seine internationalen Reserven auf 247 Milliarden Dollar gesenkt hatte. Sethaput sagte, dass der Rückgang der internationalen Reserven größtenteils durch die Bewertung der Reserven verursacht wurde, die durch einen stärkeren Dollar beeinflusst wurden, und nicht durch Eingriffe in den Wechselkursmarkt.
Große angesammelte internationale Reserven und das Floating-Devisen-Regime haben der BOT wichtige Instrumente zur Verfügung gestellt, um die Bewegung des Baht zu steuern, mit dem Ziel, starke Schwankungen auf beiden Seiten zu vermeiden, so die Zentralbank.
Rezessionssorgen
Kann die thailändische Wirtschaft immun gegen die Auswirkungen einer möglichen US-Rezession bleiben?
Die von der Fed umgesetzte aggressive Zinserhöhungspolitik hat in den USA Ängste vor einer Rezession geweckt und die US-Aktienmärkte mit dem Dow Jones Index, dem S&P 500 sowie dem Nasdaq, die nach Süden abrutschen, in Baisse-Territorium geschickt.
Auch andere große Zentralbanken haben die Zinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Viele Anleger befürchten, dass eine Straffung der Geldpolitik die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.
Sethaput sagte, es bestehe eine geringe Wahrscheinlichkeit einer Rezession, aber er stimmte zu, dass sich die US- und die globale Wirtschaft verlangsamen würden. Der Internationale Währungsfonds hat kürzlich seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum auf 3,2 Prozent gegenüber der vorherigen Schätzung von 3,6 Prozent gesenkt und die Wachstumsrate des US-BIP um 1,4 Prozentpunkte auf 2,3 Prozent gesenkt.
Das Fiscal Policy Office des thailändischen Finanzministeriums hat seine Wachstumsprognose von 3,5 Prozent für die thailändische Wirtschaft in diesem Jahr beibehalten.
- Quelle: Thai PBS World