BANGKOK. Der anhaltende globale Handelskrieg beginnt, Thailands Elektronikindustrie zu erschüttern. Der Zustrom preisgünstiger chinesischer Produkte auf den thailändischen Markt löst insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Lieferkette Besorgnis aus. Große chinesische Marken wie Midea und TCL scheinen von den Handelszöllen unbeeinflusst zu sein und zielen auf den hart umkämpften Klimaanlagenmarkt.
Eine neue Runde internationaler Handelsspannungen wurde ausgelöst, als die USA Zollerhöhungen auf Importwaren aus mehreren Ländern ankündigten. Auch Thailand war betroffen und musste mit einem möglichen Zollsatz von 37 % ab dem 9. April rechnen. Die USA haben die Umsetzung jedoch um 90 Tage verschoben, was für weitere Unsicherheit sorgt. Diese Situation hatte unterschiedlich starke Auswirkungen auf thailändische Exporte, insbesondere im Elektroniksektor, wo Klimaanlagen ein wichtiges Exportprodukt sind.
Laut Prognosen führender Marken wie LG wird der thailändische Klimaanlagenmarkt bis 2025 voraussichtlich um 6 % wachsen und einen Gesamtwert von rund 34,5 Milliarden Baht erreichen. Dies stellt eine Verlangsamung gegenüber dem Vorjahreswachstum von 14 % dar, als der Markt noch 32,6 Milliarden Baht wert war, was hauptsächlich auf die verspätete Sommerhitze zurückzuführen ist. Dennoch bietet der thailändische Klimaanlagenmarkt weiterhin großes Wachstumspotenzial. Die Haushaltsdurchdringung liegt bei lediglich 43–44 %, und die Nachfrage in ländlichen Gebieten ist nach wie vor relativ gering, was auf viel Wachstumspotenzial schließen lässt.
Zunehmende Besorgnis über den Zustrom billiger chinesischer Waren nach Thailand
Chanchai Phanthufak, General Manager von All Value Insight Data Co., Ltd., einem auf Big Data für kleine Haushaltsgeräte spezialisierten Unternehmen, äußerte sich besorgt über die möglichen Auswirkungen einer neuen Runde von Handelsspannungen zwischen den USA und China. Da die USA eine deutliche Erhöhung der Zölle auf chinesische Importe planen und China mit entsprechenden Zöllen auf amerikanische Waren reagiert, könnten chinesische Hersteller zunehmend nach alternativen Exportmärkten suchen, insbesondere in den ASEAN-Ländern, wobei Thailand als ein wichtiges Ziel gilt.
Die thailändische Haushaltsgerätebranche wird voraussichtlich einem verschärften Wettbewerb ausgesetzt sein. Dies erschwert es einheimischen und ausländischen Herstellern mit Produktionsstandorten in Thailand, wettbewerbsfähig zu bleiben. Inländische Hersteller, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit kleinen Fabriken, könnten stark betroffen sein und es könnte zu einer Zunahme von Fabrikschließungen kommen.
Nach Einschätzung des Unternehmens dürften kleine Haushaltsgeräte wie Ventilatoren, Bügeleisen, Reiskocher und Toaster direkt betroffen sein. Weitere betroffene Kategorien könnten allgemeine Elektronik wie Kopfhörer, Tablets und Wasserreiniger sowie Elektrogeräte und Dekorationsartikel sein. Derzeit sind Kleingeräte aus China etwa 10 % günstiger als vergleichbare thailändische Marken. Angesichts der drohenden Zolländerungen besteht zudem die Möglichkeit, dass chinesische Hersteller ihre Produktion nach Thailand verlagern.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sollte Thailand proaktiv handeln. Dazu gehört die Durchsetzung strenger Produktstandards, um sicherzustellen, dass importierte Waren die gleichen Anforderungen erfüllen wie lokal hergestellte Produkte, die Anpassung der Einfuhrsteuerstrukturen und die Erhebung höherer Zölle auf unfair bepreiste Billigimporte. Gleichzeitig ist die Unterstützung thailändischer KMU unerlässlich, um ihnen einen besseren Zugang zu hochwertigen Maschinen, Betriebskapital und E-Commerce-Plattformen zu ermöglichen und so die Produktionskosten zu senken. Darüber hinaus sollten Investitionen aus China sorgfältig überwacht werden, um sicherzustellen, dass sie mit den nationalen Entwicklungszielen Thailands übereinstimmen – beispielsweise mit der Beschäftigung lokaler Arbeitskräfte, der Förderung der lokalen Technologieentwicklung und der Steigerung der Wertschöpfung in der thailändischen Lieferkette.
„Der Markt für Klimaanlagen schrumpfte im ersten Quartal aufgrund des unerwartet milden Wetters um 10–15 %“, fügte Chanchai hinzu. „Zukünftig müssen die Marken ihre Marketinganstrengungen verstärken, aggressive Werbeaktionen durchführen und höhere Rabatte anbieten, um den Umsatz anzukurbeln.“
Der Markt für Klimaanlagen heizt sich auf, da der Preiswettbewerb heftig ausfällt und die Marken auf Umsatzwachstum drängen
Wiwatchai Sirithawon, Marketingmanager bei MD Consumer Appliance (Thailand) Co., Ltd., dem thailändischen Vertriebshändler für Midea-Produkte, stellte fest, dass der Markt für Klimaanlagen – sowohl im Inland als auch in der ASEAN-Region – voraussichtlich zunehmend wettbewerbsintensiver wird. Dieser Wandel ist vor allem darauf zurückzuführen, dass globale Gerätemarken, die sich bisher auf den Export konzentrierten, nun ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklungsmärkte in Südostasien richten.
Midea betreibt in Thailand eine Fabrik zur Herstellung von Klimaanlagen und konzentriert sich weiterhin auf den Inlandsabsatz sowie den Export innerhalb der ASEAN-Staaten und nach Südamerika. Auf dem US-Markt hat Midea bereits eine lokale Produktionsstätte etabliert und ist somit von den jüngsten zollbedingten Handelsbeschränkungen abgeschirmt.
Der thailändische Klimaanlagenmarkt zeigte während der heißen Jahreszeit im März/April 2025 Anzeichen einer starken Erholung. Mit steigenden Temperaturen stieg die Verbrauchernachfrage sprunghaft an, was zu einem Anstieg des April-Marktes um 20 % gegenüber dem Vorjahr führte – ein deutlicher Kontrast zu den Vorjahren, in denen milderes Wetter Käufe verzögerte und die Marktdynamik dämpfte. Die Hitzewelle am Ende der Saison veranlasste Marken zu einem aggressiveren Preiswettbewerb, um ihre Verkaufsziele zu erreichen.
Als Reaktion darauf verstärkte Midea seine Marketingaktivitäten sowohl online als auch offline, darunter auch prominente Plakatkampagnen in wichtigen Ballungsgebieten. Diese Initiativen zahlten sich aus: Der Absatz von Midea-Klimaanlagen verdoppelte sich und erreichte die höchste Wachstumsrate der letzten fünf Jahre.

TCL verzeichnet 35 % Umsatzwachstum und legt den Schwerpunkt auf Wert und Energieeffizienz
Gary Zhao, Geschäftsführer von TCL Electronics (Thailand) Co., Ltd., präsentierte eine etwas andere Perspektive. Er räumte ein, dass die Konjunkturabschwächung in Thailand, das schwindende Verbrauchervertrauen und die Volatilität der Finanzmärkte dazu geführt hätten, dass sich der Fokus der Verbraucher auf hochwertige und kostengünstige Haushaltsgeräte verlagert habe.
TCL, das alle seine Klimaanlagen aus China importiert und keine eigene Fabrik in Thailand betreibt, blieb von den Handelszöllen verschont. Die Marke legt Wert auf preiswerte Produkte, wettbewerbsfähige Angebote und energiesparende Technologien, um preisbewusste Verbraucher anzusprechen.
TCL erwartet daher für 2025 ein starkes Wachstum und prognostiziert einen Gesamtabsatz von 500.000 Klimaanlagen, was einem Umsatz von rund 5 Milliarden Baht entspricht. Dies entspräche einer Steigerung von 35 % gegenüber 2024.
Power Mall hebt Thailand als einen der preislich wettbewerbsfähigsten Märkte der Welt hervor
Laut Ratchata Suthapatthanon, Chief Merchandising Officer von Power Mall unter der The Mall Group Co., Ltd., bleibt Thailand preislich einer der wettbewerbsintensivsten Märkte weltweit, insbesondere im Bereich der Elektrogeräte für den städtischen Bereich. Er erklärte, dass globale Handelsspannungen und steigende Zölle – insbesondere die der USA – indirekte Auswirkungen auf Thailand hätten. Diese Auswirkungen hätten zu einer globalen Konjunkturabschwächung beigetragen und das Vertrauen und das Ausgabeverhalten der thailändischen Verbraucher beeinträchtigt. Infolgedessen spüren Unternehmen aller Branchen die Auswirkungen.
Der thailändische Markt für Elektrogeräte ist seit langem für seinen harten Preiswettbewerb bekannt. Seine strategische Bedeutung hat viele globale Marken dazu veranlasst, große Produktionsstandorte und regionale Zentralen im Land zu errichten. „Thailand zählt zu den Märkten mit den weltweit niedrigsten Preisen für Elektrogeräte. Das liegt daran, dass viele Marken hier Produktionsstätten errichtet haben, was günstigere Preisstrategien ermöglicht und den anhaltenden Preiswettbewerb verschärft“, sagte Ratchata.
Trotz der Unsicherheiten in der zweiten Jahreshälfte, wie dem jüngsten schweren Erdbeben, das Thailand stark traf, und den jüngsten Nachrichten über mögliche Zollerhöhungen in den USA, verzeichnete das Elektrogerätesegment von Power Mall ein stetiges, wenn nicht gar dramatisches Wachstum. Um diesen unvorhersehbaren Faktoren zu begegnen, erarbeitet das Unternehmen proaktive Risikomanagementpläne. Dazu gehört ein starker Fokus auf Kostenkontrolle, um eine nachhaltige und effiziente Geschäftsexpansion im zweiten Halbjahr 2025 zu gewährleisten.
- Quelle: The Nation Thailand