BANGKOK. In Thailand entbrennt ein politischer Krieg mit hohem Einsatz – juristische Fallen, Parteiauflösungen und ein Senatsskandal treiben die rivalisierenden Lager in eine explosive Konfrontation.
Die heutige thailändische Politik weist eine unheimliche Ähnlichkeit mit dem Aufstand in den südlichen Grenzprovinzen auf – undurchsichtig, langwierig, erschöpfend und mit zahlreichen Opfern übersät.
Im Kern liegt eine Pattsituation zwischen zwei rivalisierenden Fraktionen vor, von denen keine in der Lage ist, der anderen einen entscheidenden Schlag zu versetzen.
Infolgedessen hat die politische Pattsituation einen kritischen Punkt erreicht: Eine endgültige Konfrontation scheint unausweichlich. Andernfalls könnten beide Seiten „gemeinsam sterben“ – in gegenseitiger Vernichtung gefangen, ähnlich wie der Konflikt im Süden, der derzeit am Leben erhalten wird.
Um die aktuelle, hochkarätige Auseinandersetzung zu verstehen, müssen wir mit dem jüngsten Brennpunkt beginnen: dem aggressiven Vorstoß, den Senat zu stürzen. Der Wahlkampf hat an Fahrt gewonnen und zeigt auch nach einer vorübergehenden Unterbrechung keine Anzeichen einer Verlangsamung.
Um die Ursachen dieser Eskalation zu ergründen, betrachten wir die folgende kurze, aber dramatische Zeitleiste, die weniger als zehn Tage umfasst:
- 30. April – Der Oberste Gerichtshof berief unerwartet ein Gremium ein, um den Fall Thaksin Shinawatras erneut aufzurollen. Dieser Schritt schockierte die Juristen, da das Gericht ähnliche Anträge zuvor bereits dreimal abgelehnt hatte. Diesmal berief es sich auf „neue Entwicklungen“, die weitere Untersuchungen erforderlich machten.
- 8. Mai (tagsüber) – Der Ärzterat verhängte Disziplinarmaßnahmen gegen die für Thaksins Behandlung verantwortlichen Ärzte und gab damit zu verstehen, dass sein Zustand möglicherweise nicht kritisch oder vielleicht überhaupt nicht wirklich krank war.8.
- 8. Mai (nachts) – Plötzlich wurden Haftbefehle gegen 55 Senatoren erlassen, mit Plänen, diese Zahl auf 150 zu erhöhen. Entscheidend war, dass diese Razzia nicht nur Senatoren des demokratischen Lagers, sondern auch Mitglieder einer großen politischen Partei betraf. Die Folgen waren klar: Dies könnte bis zur Auflösung der Partei eskalieren.
Dieser kurze Zeitrahmen macht eines deutlich: Dies ist ein politischer Kampf, bei dem alles auf dem Spiel steht.

Auf Seiten der Pheu-Thai-Partei (rot) ist Thaksin – immer noch die wahre Macht hinter den Kulissen – derzeit mit zwei großen Rechtsstreitigkeiten beschäftigt: erstens dem „14th Floor“-Skandal um seinen fragwürdigen Krankenhausaufenthalt im Police General Hospital und zweitens dem äußerst heiklen Vorwurf der Majestätsbeleidigung nach Artikel 112. Unterdessen gerät auch seine Tochter, Premierministerin Paetongtarn, immer stärker in rechtliche Schwierigkeiten, darunter der Fall um die Qualifikationen von Vizepremierminister Pirapan, der auch sie direkt betreffen könnte.
Auf der anderen Seite gerät Bhumjaithai (die Demokratische Partei) durch den Skandal um Wahlfälschung im Senat unter Druck. Die Situation ist außer Kontrolle geraten. Die Öffentlichkeit hat die Beweise gesehen und ist nicht länger bereit, Schweigen oder Manipulationen hinzunehmen. Was als Manöver hinter den Kulissen begann, um die Loyalität des Senats zu verschieben, hat sich inzwischen zu einer umfassenden Kampagne entwickelt, die den Senat vollständig zerschlagen und möglicherweise ganze Parteien auflösen will.
Diese Eskalation über den Senat hinaus wird durch die Beteiligung einer großen politischen Partei vorangetrieben, deren Minister Berichten zufolge direkt mit der eigentlichen Kommandostruktur der Partei verbunden sind. Im Grunde handelt es sich dabei um eine politische Strategie, um „den Bienenstock zu treffen und den Schwarm zu zerstreuen“.
Im Zentrum dieses sich zusammenbrauenden politischen Sturms steht der Fall „14th Floor“. Thaksin scheint den Spieß umzudrehen – er will sich einen Vorteil verschaffen, seine Feinde neutralisieren und seine absolute Macht festigen. Sollte er scheitern, wären die Folgen verheerend – nicht nur für ihn, sondern auch für seine Tochter.
Um die juristische Landmine des „14th Floor“-Falls zu entschärfen, scheint Thaksins Team eine dreigleisige Strategie zu verfolgen:
- Nachweis, dass die Strafe bereits verbüßt wurde
Der erste Schritt besteht darin, Zeugen zu benennen, die bezeugen, dass Thaksin seine Strafe gemäß dem Gerichtsurteil verbüßt hat. Neben der Strafvollzugsbehörde ist der Hauptzeuge hier niemand Geringeres als Wissanu Krea-ngam, ein erfahrener Rechtsexperte und langjähriger politischer Insider.
- Begründung der Verlegung in das Allgemeine Polizeikrankenhaus
Anschließend versucht die Verteidigung, die Entscheidung der Strafvollzugsbehörde zu legitimieren, Thaksin aus dem Gefängnis in den 14. Stock des Polizeikrankenhauses zu verlegen. Das juristische Argument lautet, dass geltende Gesetze und ministerielle Verordnungen keinen „kritischen Zustand“ eines Häftlings voraussetzen – lediglich, dass er an einer „Spezialerkrankung“ leide. Dem Gefängniskrankenhaus fehle es an der Ausstattung und dem Fachwissen, um Thaksins spezielle Erkrankung zu behandeln.
- Abwehr des Vorwurfs einer „vorgetäuschten Krankheit“
Der dritte und heikelste Punkt ist die Abwehr des Vorwurfs, Thaksin habe eine Krankheit vorgetäuscht, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Die Strategie besteht darin, das schwerwiegendste Beweisstück zu disqualifizieren: die Entscheidung der Ärztekammer, drei an seiner Behandlung beteiligte Ärzte disziplinarisch zu bestrafen. Ziel ist es, zu verhindern, dass dieses Urteil bei der Überprüfung von Thaksins Urteilsvollstreckung durch den Obersten Gerichtshof berücksichtigt wird.
Zunächst wird die Entscheidung des Ärzterats als Verwaltungsanordnung und nicht als endgültige Entscheidung formuliert. Gesetzlich bedarf sie der Genehmigung durch den Außerordentlichen Rat des Ärzterats, dessen Vorsitzender niemand Geringeres als Gesundheitsminister Somsak Thepsuthin ist. Entscheidend ist, dass Somsak ein Vetorecht hat.
Legt Somsak sein Veto ein, wird der Beschluss zur erneuten Prüfung zurückverwiesen. Um sein Veto zu überstimmen, müssen zwei Drittel der Ärztekammer ihre Position bekräftigen. Selbst wenn die Kammer die Entscheidung durchsetzt, haben die sanktionierten Ärzte weiterhin das Recht, eine Verwaltungsklage einzureichen. Berichten zufolge bereiten Rechtsanwälte derzeit Klagen vor.
Aufgrund dieses langwierigen Verfahrens kann die Entscheidung des Ärzterats noch nicht als „abschließende Tatsache“ angesehen werden. Daher kann die Behauptung, Thaksin habe seine Krankheit vorgetäuscht, in der bevorstehenden Sitzung des Obersten Gerichtshofs am 13. Juni nicht formell vorgebracht werden.
Das Ergebnis? Thaksin hat gute Chancen, weiteren rechtlichen Schritten im Fall „14th Floor“ zu entgehen.
Der Juni dürfte politisch ein heißer Monat werden, nicht nur wegen Thaksin, sondern auch, weil der Skandal um Wahlfälschung im Senat seinen Höhepunkt erreichen wird. Nächste Woche werden voraussichtlich Haftbefehle gegen die verbleibenden 95 Personen erlassen. Berichten zufolge umfasst diese Liste nicht nur Senatoren, sondern auch Vertreter einer großen politischen Partei.
Noch schädlicher ist das „zweite Schwert“: der Fall der Geldwäsche und der kriminellen Vereinigung, der vom Department of Special Investigation (DSI) verfolgt wird. Nachdem die Wahlkommission offiziell Anklage auf Grundlage des Organic Act on Senate Selection erhoben hatte, war der Weg für das DSI frei, ein Strafverfahren einzuleiten.
Handelt es sich bei den Betroffenen um Minister, droht ihnen die Entlassung wegen ethischer Verstöße. Handelt es sich um Vorstandsmitglieder einer politischen Partei, kann dies zur Auflösung der Partei führen.
Angesichts dieses zunehmenden Drucks überrascht es nicht, dass Berichte aufgetaucht sind, die darauf schließen lassen, dass Bhumjaithai den Gesetzentwurf zum Staatshaushalt ablehnen könnte. Manche interpretieren dies als politischen Gegenschlag gegen die „Operation gegen den Senat“, die nun mit der Auflösung ihrer Partei droht.
Dies ist ein Spiel ohne Kompromisse – nur mit Bruchstellen. Und in diesem Showdown, bei dem alles auf dem Spiel steht, könnte die Kabinettsumbildung der entscheidende Auslöser sein.
- Quelle: The Nation Thailand